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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 70

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
70 Die deutsche Kaiserzett 919 — 1250. Dort erhob sich in manchen niederdeutschen Städten der Roland, das Bild eines geharnischten Ritters, ein Sinnbild städtischer Freiheiten. Ein besonderer Schmuck waren die Kirchen. Wie die Bürger der alten hellenischen Städte ihren Ruhm darin gesucht hatten, ihren Göttern prächtige Tempel zu bauen und mit schönen, kunstreich gearbeiteten Weihgeschenken auszuschmücken, so errichteten unsere Vorfahren zu Gottes Lobe aber auch zur eigenen Ehre wundervolle Dome; und eine Ehrenpflicht der reichen Geschlechter war es, das Ihre zur Verschönerung der Kirchen zu tun und Fenster und Altäre zu stiften. § 71. Die deutsche Baukunst. Die ersten steinernen Kirchenbauten in deutschen Landen stammen aus der Zeit Karls des Großen. Das Aachener Münster ist in seiner ursprünglichen Gestalt ein achteckiger Kuppelbau. Es ist nach dem Vorbilde des byzantinischen Stils errichtet, der sich in Byzanz seit den Zeiten der Völkerwanderung ausgebildet hatte; dessen glänzendste Schöpfung ist die gewaltige, weiträumige Kuppelkirche der Hagia Sophia, d. h. der heiligen Weisheit, zu Konstantinopel, die jetzt Moschee ist. Der roma- Vom zehnten bis zum dreizehnten Jahrhundert herrschte in Deutschland R e H der romanische Stil. Ihrem Grundriß nach ist die romanische Kirche ein Längsbau. An beiden Seiten des von West nach Ost gerichteten Mittelschiffs liegen ein oder zwei Seitenschiffe. An dem östlichen Ende schließen sich ein Querschiff und der erhöhte Chor an, der für die Geistlichkeit bestimmt ist; nach Westen zu befindet sich ein zweiter Chor, oder es erhebt sich eine Fassade mit zwei Türmen und dem Hauptportale. Die Decke ist anfangs flach und ruht auf Rundbogen, die von Säulen oder Pfeilern getragen werden; später wendet man das Kreuzgewölbe an, das von starken, durch Strebepfeiler gestützten Pfeilern getragen wird. Das Mittelschiff ist höher als die Seitenschiffe. Mit ihren Türmen und Kuppeln, hohen Fenstern und statuengeschmückten Portalen, den Arkaden und Gesimsen machen diese Kirchen einen zugleich erhabenen und malerischen Eindruck. Die gewaltigsten Bauten des romanischen Stils sind die Dome von Mainz, Speier und Worms; dem romanischen Übergangsstile, der noch reichere Formen zeigt, gehören die Dome von Bamberg und Naumburg an. Derwische Vom dreizehnten bis zum fünfzehnten Jahrhundert herrscht der mi gotische oder Spitzbogenstil. Dieser Stil ist in Nordfrankreich zuerst ausgebildet und von dort übernommen worden. Der Grundriß weist meist die Gestalt eines Kreuzes auf, wie bei vielen romanischen Kirchen. Aber

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 71

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 71 hier werden von den mächtigen, reichgegliederten Pfeilern Spitzbogen getragen. Die Gewölbe werden allmählich immer künstlicher gebildet. Die hochragenden Fenster sind mit bunten Malereien geschmückt; über dem Hauptportal findet sich gern ein großes Radfenster, die Rose genannt. Ein außerordentlicher Reichtum der Dekoration zeichnet diese Bauten aus: mit zahllosen Säulchen, Statuen, Strebepfeilern und Strebebögen sind sie geschmückt. Zu den großartigsten Denkmälern des gotischen Stils zählen der Dom zu Köln, das Straßburger Münster, der Freiburger und der Ulmer Dom.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 169

1911 - Erfurt : Keyser
— 169 — Gotha das Rittergut Molsdorf. Der neue Gutsherr, mit dem auch neues Lebeu in den bisher so stillen Ort einzog, ließ, seinen Wünschen entsprechend, den aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schloßüau im Geiste des Barock und Rokoko verändern, und heute noch zeigt das Gebäude, nachdem es im vorigen Jahrhundert (1866—1870) geschickt wiederhergestellt wurde, die Bauart jener Zeit, deren echtes Kind Gras Götter selbst war. Schon die Inschriften, die der Bauherr an verschiedenen Stellen des Schlosses anbringen ließ, kennzeichnen den Geist, der damals in den vornehmsten Kreisen herrschte. Die Türme der Nordseite tragen die Worte: „Sit mea sedes sine cura“ (Mein Sitz sei sorgenfrei) und „Sit modus lasso viarum“ (Er sei des Müden Wanderziel). Ueber dem Portal steht unter dem Wappen Gotters das Wort „Hicce terrarum praeter omnes angulus ridet“ (Vor allem gefällt mir dieser Winkel der Erde). Unter den beiden Sonnenuhren an den Seitenflügeln liest man die Worte: „Fugaces labuntur anni“ (Flüchtig entgleiten die Jahre) und „Hora rapit diem“ (Die Stunde raubt den Tag), und unter dem Wappen, das auf dieser Seite die Krönung des Mittelbaues abschließt, steht „Placida quies* (Behagliche Ruhe). Innerer Schmuck: Das Innere des Schlosses zeigt gleich- falls Rokokostil. Betritt man von der Gartenseite den weißen Flur mit seiner reichen Stuckverzierung, so winkt aus der Nische das Becken mit dem Weinhahn, welcher durch einen Schlauch mit dem Keller in Verbindung stand und einen kostbar dustenden Wein spendete, der ankommenden Gästen gereicht wurde. Bei dem Aufstiege nach dem Obergeschoß grüßt aus dem Hintergründe über der Treppe ein liebliches Bild. Es ist ein Freskogemälde (Wandgemälde auf frischem Kalk) und stellt eine geöffnete Glastür dar, vor welcher sich ein reizendes Mädchen, das eine Rübe in der Hand hält, über ein zierliches Geländer beugt. Als der Graf ein- mal von einer langen Reise unerwartet zurückkehrte, sprang ihm jenes junge Mädchen, eine Schweizerin, aus dem Küchengarten mit einer Rübe in der Hand und einem fröhlichen „Grüß Gott, Herr Graf!" entgegen. Diese heitere Begebenheit ließ der Gras im Bilde über der Treppe darstellen. Unter den verschiedenen Räumen ist besonders das Damenzimmer mit seiner prächtigen Decke, der schönsten im Schloß, hervorzuheben. Die Stuck- verzierung zeigt eine stilvolle Vereinigung von gebrochenen Stäben, Blättern und Muschelformen mit Tiergestalten, wie Pfau, Affe, Falter usw., welche die weiblichen Schwächen darstellen sollen. In Silber ausgeführt, wirkt der zarte Entwurf auf schwarzem Grunde vortrefflich. Im Schloßpark: Der stilvollen Ausschmückung des Schlosses entsprach die Anlage des Parkes. Nach Versailler Muster durchschnitten zwei schnurgerade, glattgeschorene, oben zugewölbte Alleen den 38 Morgen großen Schloßgarten und endeten an zier-

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 256

1911 - Erfurt : Keyser
— 256 — Wr wenig Geld und viele gute Worte hatten wir uns in den letzten Tagen Blumen zu Kränzen und Sträußen besorgt, der Steiger aber hatte uns unentgeltlich das Eichenlaub dazu liefern müssen. In derselben Stunde, in welcher zur Ausschmückung der Stadt die letzte Girlande angeschlagen wurde, legten auch wir die letzte Hand an unsere Spende für die heimkehrenden Sieger. Da der Einzug erst am Nachmittag stattfand, ging es kurz, vor Mittag uoch einmal im Sturmschritt durch die Hauptstraßen, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung sei. Die Ehrenpforte auf dem Anger war wieder aufs herrlichste geschmückt. Der mächtige Bau zeigte unten in der Mitte ein großes Tor und je ein kleine^ res zu beiden Seiten. Oben darauf stand die hohe Gestalt der Siegesgöttin, den Heimkehrenden den Ruhmeskranz darreichend. L>ie war umgeben von Waffen und Siegeszeichen aller Art und umweht von Fahnen und Wimpeln in allen deutschen Landesfarben. Die Außenwände des Siegesbogens waren nach beiden Hauptseiten mit dem Wappen der Stadt Erfurt, dem Zeichen des Eisernen Kreuzes, mit Kränzen und Girlanden, mit Namensschildern der hervorragendsten Schlachten und Belagerungen, sowie mit Inschriften und Denksprüchen in sinniger Weise verziert. Außer dieser großen Ehrenpforte waren noch an verschiedenen anderen Stellen geschmückte Bogen in leichterem Stile errichtet worden, so am oberen Teile des Angers in der Gegend der Weilergasse, am Eingang der Langen Brücke, in der Neuen Straße, Marktstraße usw. An vielen Häusern waren bezügliche Inschriften angebracht. Außerdem war wohl kaum ein einziges Haus in den größeren Straßen, das nicht in mehr oder weniger reicher Weise mit Fahnen, Girlanden und Kränzen geschmückt war. Auch die Büsten des Kaisers, des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl, des Fürsten Bismarck und des Grafen von Moltke waren auf Fußgestellen oder in Fensternischen angebracht. Befriedigt kehrten wir von unserer Umschau heim. Die Stadt konnte sich sehen lassen. Nachdem in aller Eile das Mittagsmahl eingenommen war, ging's mit den Kränzen und Sträußen zum Krämpsertor. Wir batten die niedrige Mauer auf der rechten Seite des Brückenkopfes zum Ausguck gewählt; für diesen Zweck ein prächtiger Platz, zu dem wir von der Stadtseite aus leicht durch Ueberklettern des Walles gelangen konnten. Leider ging es dort etwas eng zu; denn auch andere waren bei ibrer Wahl auf diesen günstigen Ort verfallen. Doch die Kränze im Arm und die Sträuße in der Hand wurde wacker im Gedränge ausgehalten. Die Truppen kamen vom Güterbahnhof her, woselbst sie ausgeladen wurden. Eifrig wurde das Pfeifen der Lokomotiven erlauscht, ob ihm nicht ein Begrüßungsmarsch folge. Endlich, es war kurz nach 4 (Uhr, ertönte rauschende Militärmusik vom Schmidt-stedtertor her, und bald kam das Hurrarufen immer näher. Aus der Stadt aber ertönte das Geläut aller Glocken, und vom Pe-

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 149

1911 - Erfurt : Keyser
45. Das liutherdenkmal. Aufbau: Am unteren Ende des Angers erhebt sich, beschäl lei von hohen Bäumen, vor der Kaufmannskirche ein einfaches und doch wuchtiges Standbild. Auf einem hohen Granitsockel steht da in Er; gegossen ein Mann, angetan mit dem fälligen Predigergewand, in den Händen die Bibel hallend, den Blick des ernsten Antlitzes fromm gegen den Himmel gewandt. Das muß ein wichtiger, bedeutender Mann gewesen sein, dem sie da aus dem hohen Cs teilt ein Gedächtnis bild errichtet haben, wirst du bei dir denken, wenn du das Denkmal zu Gesicht bekommst! Mit Andacht wirst du die Schrift entziffern, die in den Sockel eingegraben ist und also lautet: „Dr. Marlin Luther, ^zch werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Worl verkündigen. Psalm 118, 17." — Schauer der Ehrfurcht ergreifen dich. Das also ist das' Bildnis des teuren Gottesmannes Luther, dem die evangelische Christenheit, insonderheit das deutsche Volk, so manches heilige Gut zu danken hat. Deutung: Mit Recht hat man nach dem Modell des kunst- fertigen Meisters Fritz Schaper das Bild in Erz gießen lassen und aus den Sockel von Granil gehoben. Denn lauter und rein wie Er; war Dr. Luthers Geist und Gesinnung allewege und dabei fest, trutzig und hart wie Granitstein, immer bereit, den Kampf in Glaubenssachen gegen alle Unterdrückung kühnen Mutes zu bestehen. Wie aber Erz in klaren, glockenhellen Tönen zu erklingen vermag, so konnte auch des tapferen Mannes Herz überfließen in heiliger Andacht. Sang er uns denn nicht so manches hohe Lied von der Gottesburg, fo manches frohe Danklied von unseres Gottes Güte? Daß er hier am Denkmal die Bibel so sesl in den Händen hält, Hat ebenfalls feine gnle Bedeutung. Verdanken wir ihm doch die Übersetzung des heiligen Buches in unsere gute deutsche Muttersprache, so daß es uns beim Lesen desselben zu Mute ist, als ob Moses und die alten Propheten und Könige und auch die Evangelisten ihre Worte und Lieder in kerniger, deutscher Sprache geschrieben und gedichtet hätten. Bildschmuck: Dieser Mann hat aber sür Erfurt noch ganz besondere Wichtigkeit, wie die erhabenen Bildwerke an den Seiten und ant Rücken des Sockels zu erzählen wissen. So sieht man auf dem einen Bilde Luther als fröhlichen, die Lanle spielenden Jüngling im Kreise seiner Genossen; hier in Erfurt hat er ja einst an der Universität studiert. Hier trat er auch, von Gewissensangst getrieben, ins Augustinern ostet ein; den Abschied von seinen Freunden stellt uns ein weiteres Bild dar, neben welchem ein anderes zu sehen ist, auf dem der Ordensvikar Staupitz den jungen, niedergeschlagenen Klosterbruder Luther zu trösten und aufzurichten versucht. Aus dem dritten Bilde ist der festliche Empfang Luthers durch die Universitätsbehörden und die Bürgerschaft Erfurts ge-

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 167

1911 - Erfurt : Keyser
— 167 - Witm nluuroeii 1)01. erfüll, aus dem Friedhoie des Dorfts ' «vtimmcr Reucic jener denkwürdigen Zeit ein ^Ärfn «. «7 v°r ,ür°em enwct.e Inschrift i»««, bnft Met eine Isjährige Salzburgerin begraben lieg«, welch!! durch äle^^^efld«. ©i^ew r Arärffä a. für bat sie au, der Wanderschaft ist, trägt sie ein Rersebundel Ln' dem Rücken Die Käufer links neben ihr stellen die Salzbur- zum Denkmal sei gestellt, daß viel ^alzburger ^ogen typt Im haben Gottes 28ort. • . Empfang in Berlin: In Berlin erfuhren dre Salzburger den herzlichsten Empfang. Die königliche Familie, die feit und die Bürgerschast empsingen den ersten größeren 3^6 feierlicher und gastlicher Weise. Unter den Linden waren ^cüu lancier Tische aufgestellt, an welchen die Einwanderer geipeii wurden. Der König und die Königin gingen dazwischen nmber und sprachen freundlich mit den Leuten. .. Ansiedlung. Den ersten Zügen solgten immer häufiger neue nach. Man hatte mit einer Einwanderung von 2000 Salzburgern gerechnet, es kamen im ganzen aber an 20 000. ^tc wo"ten sich nicht zerstreuen und siedelten sich darum m großer Menge m Preußen und Litauen nebeneinander an. Jeder blieb, was er ge^-wesen, Knecht im Dienste der Herrschaft, Tagelöhner, selbständiger Handwerker oder Bauer. . Der König begnügte sich aber nicht mit der Unterbringung der Salzburger. Er ruhte nicht eher, als bis ste vom Erzbischof den Erlös für ihre verkauften Güter zurückerhalten hatten. ~ » waren nach unserem Gelde etwa 7 Millionen Mark, zu welchen er noch 800 000 Mark Jahresgeld hergab. Im ganzen kostete iy die Ansiedluug 18 Millionen Mark. (Nach versch. Chroniken n. Berichten.) 57. Bei 0raf Sotfer in Itlolsdorf. Ein Bild aus der Rokokozeit.1) Allgemeiner Zustand: „Maßlose Prunkliebe der Großen und grenzenlose Genußsucht ihrer Höfe, wahnwitzige Verachtung i) Rokoko = Stil Ludwigs Xv.; rocaille, frz. —Muschel- u. Grottenwerk; Barock ^ Jesuitenstil; barocco, portug. = schiefrunde, ungleich und ) eit) am geformte Perle.

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 258

1911 - Erfurt : Keyser
— 258 — Blumenthal und den Kriegsminister von Roon. Hervorgehoben und gekrönt werden die Ecken des Unterbaues von in Stein gearbeiteten, altertümlichen Rüstungen mit Helmen, deren reiche Federzierden breit auf Panzer und Gewaffen niederwallen. Auf den Mittelfeldern des Unterbaues sind die Inschriften zu lesen, deren eine schon am Anfang erwähnt worden ist. Die eigentlichen Widmungsworte stehen an der Nordseile und lauten: „Den gefallenen Offizieren und Mannschaften aus dem Bezirk der 15. Infanterie-brigade zum ehrenden Gedächtnis." Auf der Westseite liest man weiter: „1866. Podol, Münchengrätz, Königgrätz, Preßburg, Langensalza." Königgratz und Langensalza sind gar blutige Namen in Deutschlands Geschichte. Dort haben, wie so oft vor Zeilen, deutsche Brüder miteinander gekämpft. Gebe ein gütiges Geschick, daß das damals zum letztenmale geschehen sei, und daß Deutschlands Einigkeit, die mit Strömen deutschen Blutes auf den Schlachtgefilden Frankreichs erkämpft worden ist, nie mehr ins Wanken geraten oder gar in Trümmer gehen möge! Darum müssen wir vor allem die Inschrift der Ostseite beachten: „1870—71. Beaumont, Sedan, Paris, Epinay, Pfalzburg." Glanzvolle Namen, welche uns laut und dröhnend zurufen, jener ruhmvollen Tage für und für zu gedenken, da die geeinten deutschen Völker gegen den gemeinsamen Erbfeind mit altem Löwenmute und stürmischer Tapferkeit kämpften, und wo mitten im lobenden Kampfe das deutsche Kaiserreich wieder aufgerichtet wurde! Umgebung: Um die vier Kanonenrohre, welche man beim Kriegerdenkmal aufgestellt hat, blühen die Blumen jeden Frühling und Sommer aufs neue in lieblicher Farbenpracht; die Vög-lein in den Gezweigen der Bäume und Sträucher singen und zwitschern in lebensfrohen Weisen; sie singen wohl auch ein seines Lied zum Ruhme der braven deutschen Streiter, denen man die Denksäule im grünen Hirschgarten gewidmet hat. K. Lürtzing. 99. Das Kalferdenkmal. Wie so viele Städte des ersten Kaisers im jungen Deutschen Reiche gedacht haben, so hat auch unsere Vaterstadt dem weisen und gütigen Herrscher inmitten duftiger, bunter Blumenpracht, wie es sich für eine Blumenstadt gebührt, aus Erz und Granit-stein ein einfaches, doch würdiges Denkmal errichtet, das in seiner Schlichtheit zu dem anspruchslosen Wesen unseres frommen Heldenkaisers paßt. In schmuckloser Uniform, den Degen zur Linken, die rechte Hand auf den Schenkel gestützt, sitzt der Herrscher auf dem gemächlich ausschreitenden Rosse. Das Haupt ist etwas nach rechts gerichtet; gütig und milde blickt es dem Beschauer, der aus dem Stadtinnern kommt, entgegen. An dem mit Rundbogen und kurzstämmigen Säulen gezierten Unterbau aus rotem Granit ist we-

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 23

1911 - Erfurt : Keyser
— 23 — daß die Sachsen nach dem Siege bei Burgscheidungen ein ihm gewidmetes und nach Sonnenaufgang schauendes Siegeszeichen in Altthüringen errichteten. Ziu war der zistag — diestag, unser Dienstag, heilig. Seinen wichtigsten Vertreter erhielt er bei der Einführung des Christentums im Erzengel Michael. Die Zinhei-ligtümer wurden zu Michaeliskirchen und Michaelisbergen. Unsere Michaeliskirche aber ist nicht an einer solchen alten Opserstätte erbaut; sie trägt ihren Namen nur Skt. Michael zu Ehren, der als Stellvertreter des Kriegsgottes zum Schutzherrn Deutschlands wurde. Frau Holle: In hohem Ansehen stand bei unsern Vorsahren Frau Holle, die Führerin der den Verstorbenen entwichenen Seelen. Wegen dieser ihrer Tätigkeit hat man sie oft zur Gemahlin Wodans, des Totenführers (Walsadir — Totenvater), erhoben und mit Frija vertauscht. Die ausgehauchten Seelen, die sich im Flüstern der Blätter, im Rieseln des Wassers, im Sausen des Windes ver-nehmen ließen, konnten sich verwandeln und, wenn sie Anlaß zur Klage hatten, die Hinterbliebenen mit allerlei Spuk heimsuchen. Das Seeleutreiben fand in der Zwölstenzeit, die am 6. Januar zu Ende geht, statt. Noch heute glaubt mancher Ersnrter, daß ein Traum in diesen Nächten in dein bezüglichen Monat des solgenden Jahres in Erfüllung geht, und unterläßt nicht, in der Neujahrs-neicht Blei zu gießen, unl sich das Schicksal zu künden. Zu den Aufgaben der Göttin Holda gehörte es, sich um den Fleiß der Spinnerinnen zu kümmern. Die Flachsknoten der fleißigsten verwandelte sie in eitel Gold. In der Erfurter Sage lohnt sie die nie erlahmende Tätigkeit einer armen Wäscherin. Die Frau kehrte spät abends von der Arbeit heim und fand am Sockel der Andreaskirche eine Menge Maikäfer. Sie nahm eine Hand voll davon ihren Kindern zum Spielen mit und verwahrte sie zuhause in einem Topfe. Als sie jedoch am andern Morgen nachsah, waren sie in Gold verwandelt. — Bei Einführung des Christentums hat Frau Holle es sich gefallen lassen müssen, Anführerin der Hexen zu werden (Here = Zusammenziehung aus hagedisse — Hag- oder Buschwesen). Auf Besen oder sonstigem Gerät sitzend, ritt sie mit ihnen in der Walpurgisnacht um den Blocksberg. In dieser Nacht wurde früher nach uraltem Gebrauch in Erfurt von den Bürgersoldaten getrommelt, um ein Niederlassen des flüchtigen Hexenvolkes zu verhindern. Aus gleichem Grunde wurden auch die Haustüren mit drei Kreuzen bezeichnet. — In Thüringen war das Innere des Hörfelberges der Wohnort der mächtigen Holde, die, wenn sie die böse Seite ihres Wesens herauskehrte, eine Unholde sein konnte. Die Kirche des frühen Mittelalters hat sie bitter bekämpft. Sie bildete aus ihr eine Tenselin und wandelte das Berginnere zur Fegefeuerstätte um. Man wollte aus dem Hörselberge das Wimmern der gepeinigten Seelen vernehmen, daher fein Name Hör-Seelen-Berg. Das spätere Mittelalter war poetischer gesinnt.

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 43

1911 - Erfurt : Keyser
— 43 — siebter Flur, die er zu dem Zwecke erst gekauft hatte, schenkte und eine vierte noch hinzulegte, für bereu Besitz vier toinbifche Bewohner des Dorfes bic gelber bestellen und auch dem Kloster in Gelb zinsen sollten. Die Peterskirche: In bcn Klosterwerkstätten, welche zum Teil außerhalb der Umfassungsmauern lagen, bei ihrer zu viele waren, würden schon früh die verschiebensten Hanbwerke und Künste in hoher Vollkommenheit getrieben. Besonbcrs im Bauhanbwerk waren die Mönche Meister. Für ihre Kunst zeugt der schöne Bau. der einst (1147) so stolz über den baufälligen Stiftskirchen der niebrigen Vorhöhe nach 44 Jahre langer Arbeit erftanb, für alle feine Bewohner eine Stätte rüstigen Schaffens und freubigen Raftcns im Leben und bcs stillen Fricbcns im Tode. Den Glanzpunkt des Klosterbaues bilbete bic herrliche Kirche, bereu zwei Türme auf fernhin dem Zuwanberer ein Wahrzeichen der Stadt waren. Sic trugen bic Glocken, die in wohlgeprüfter Harmonie zusammenklangen, wenn es galt, zum Gottesbienst zu rufen. Eine bavon hatten bic frommen Brübcr selbst gegossen. Aufmerksam hatten sie dem Meister Hcibcnrcich von Achen zugeschaut, der ihnen den großen Andreas, bcn Paulus und bcn fitberflar fchallenben Petrus gefertigt hatte. Freilich mußten sie Sehrgelb bezahlen. Die Glockenspeise floß das erste Mal in bcn Bobcn; dann aber setzten sie ihr Werk glücklich durch. An hohen Festtagen versammelten sich neben den Mönchen und den Angehörigen der kleinen Gemeinbe auch bic „Freunbc des Klosters", bic Bürger aus ferner liegenden Gemeinben, in der Peterskirche. Alle lauschten voll Anbacht ans bic hehre Mclobie, die ein musiftierstänbiger Br über der berühmten Orgel entlockte. Die Chronik erwähnt besonbcrs den Oster-Hciligabenb 1226, an welchem zum erstenmale „das Wnnberwcrk" ertönte. Wie glänzte an solchen Festtagen der Altarschrein von Golb und Silber! Welche Purpurpracht köstlicher Decken und Gewänber gab es dann zu schauen. Da lag das sorgsam weitergeführte Totenbuch. Es nannte alle die Wohltäter, die das Kloster durch Gelb und Gut bereichert hatten, neben dem Grafen, der ganze Gefilbe und eble Roffe geschenkt, die schlichte Bürgerin, die ein „Fingerlin" aus ihrem Schmuckkästchen dem heiligen Petrus vermacht hatte. Doch wertvoller als alle bic äußere Pracht bünkten die Reliquienschätze, die man vom befreunbeten Jchtcrshäuscr Abt erhalten hatte, zumeist aus dem Besitze des Erzbifchofs Wichmann von Magbeburg ftam-meub: Gebeinreste Johannes des Täufers, ein Finger des heiligen Laurentius, vom Märtyrer Georgius ein Stück Rippe, Haare der heiligen Königin Abelheib, sogar Anbenfen aus dem gelobten Laub von Christi Grab. Sonstige Verdienste der Petersmönche: Groß sinb auch die Verbienste der Mönche um die Wissenschaft, besonbers um die Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung. Die Bibliothek des

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 119

1911 - Erfurt : Keyser
— 119 — ergehen ihrer Bürger günstig. Doch vermochte sie keine dauernde Besserung der Verhältnisse herbeizusühren, da sie ohne Einfluß auf die Gründe blieb, durch welche der wirtschaftliche Niedergang der Stadt herbeigeführt wurde. Noch verfügten aber viele Bürger über reiche Mittel. Die prächtigen Bauten, die als Zeugen der Bauart jener Zeit auf uns gekommen sind, liefern uns den Beweis dafür. Damals setzte in Deutschland eine neue Kunstrichtung, die Renaissance (Wiedergeburt der Antike, der Kunst des Altertums), ein, und Erfurt gehört mit zu den Städten, in der sie zuerst angewandt wurde. Das erste Haus, das ganz im Geschmacke der Renaissance gebaut wurde, ist das Giebelhaus der „hohen Lilie" (1538). Außerdem besitzen wir noch an Renaissancebauten die Giebelhäuser zum „güldenen Rad" und zum „Sonnenborn" (Marktstraße 50 u. Kleine Arche 6), und die Fronthäuser zum „roten Ochsen" (1562), zum „breiten Herd" (1584), zum „stolzen Knecht" (1540, heute der östliche Flügel des Regieruugsgebüudes), zum „güldenen Hecht" (Anger 57) und zum „Stockfisch^ (1608). Alle anderen Bauten zeigen nur einzelne Formen der neuen Bauart. Das Haupterkennungszeichen derselben ist das Portal (Tür) mit dem Halbkreis. Anfangs einfach rechteckig, wurde die Umfassung der Portale später durch der Antike nachgebildete Säulen und Pilaster (Wandpfeiler) immer prächtiger gestaltet und zuletzt durch einen reich verzierten Giebel gekrönt. Reichen Schmuck zeigen auch die Fenster, fo z. B. der obere Fenstersturz einen flachen Bogen mit Muschelfüllung oder einen flachen Giebel und die senkrechten Pfosten korinthische Pilaster oder jonische und korinthische Säulen. Besonders reich aber sind die — gemäß der alten Bauart — den Fronthäusern vorgesetzten Erker verziert. Durch Gesimse und Pilaster in einzelne Stockwerke und Abteilungen gegliedert und mit Laubgewinden und Fruchtgehängen, sinnbildlichen und sagenhaften Figuren versehen, geben sie den Bauwerken, an denen sie Verwendung gefunden, ein reizvolles und anmutiges Ausfehen. Auch die Fassaden der prächtigsten unserer Renaissancebauten zeichnen sich durch ihren Schmuck und ihre Gliederung aus. So zeigt das Haus zum „roten Ochsen" üher dem Erdgeschoß einen Fries spielender und musizierender Kinder und sein zweites Stockwerk eine Gliederung durch jonische Wandsänlen. Das Haus zum „breiten Herd" zeigt über dem Erdgeschoß des älteren, nach Westen gelegenen Teils 5 sitzende Frauengestalten, denen Tiere beigesellt sind, welche die menschlichen Sinne darstellen (Adler-Gesicht; Hirsch-Gehör; Hund-Geruch: Affe-Geschmack; Schildkröte-Gefühl). Sein zweites Stockwerk ist durch Hermen (Bildfäulen) gegliedert, das dritte aber durch Konsolen (Trrgsteme) mit jonischen Wandsäulen. Am „Stockfisch" bewundern wir den Reichtum der Verzierungen, die auf den einzelnen Steinen der Vorderseite angebracht sind, die prächtige Haustür, das große Rundportal mit seinem Giebel, die zierlich geschmückten Fensterumrahmungen und
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TM Hauptwörter (200)200

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